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Reiseberichte |
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Süd Frankreich, Provence - 06.06. - 26.06.1997 |
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Anreise 06.06.1997
Da ich Süd Frankreich, bzw. die Provence in den vergangenen letzten 15 Jahren nur noch mit dem Fahrrad bereist habe, ist es nicht weiter verwunderlich, dass dieser Reisebericht einer Radtour abstammt. Im Juni 1997 war ich für drei Wochen dort und ich konnte die Provence wirklich ausgiebig befahren und genießen.
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Die Anreise erfolgte mit einem Radreisebus des Reiseveranstalters Natours, somit hatte mein Auto ebenso drei Wochen Urlaub. Zielort war der Pont du Gard bei Remoulon.
1. Tag, 07.06. Pont du Gard - Goudargues : 55 km
Eine genau richtig dosierte Etappe! Nicht zu anstrengend für den ersten Tag, dennoch reizvoll. Über Uzès mit seiner schönen Altstadt fahre ich direkt nach La Roque sur Cèze. Sehenswert sind hier die Cascaden du Saudates. Auf einigen hundert Metern schlingert sich der Fluss Cèze durch enge Felsspalten, bei Hochwasser ein Naturschauspiel. Um diese Jahreszeit gab es jedoch kein Hochwasser. Wenige Kilometer weiter gelangte ich nach Goudargues. Schon einige hundert Meter vorher bog ich einem Campingplatzschild folgend auf gut Glück mal ab und landete nach einem Kilometer Schotterweg bei einem ruhigen direkt am Cèzeufer liegenden Platz, der unter belgischer Leitung stand. Ein dazu noch angenehm sauberer Platz - und das Wasser der Cèze war um diese Jahreszeit schon angenehm warm. Zum Lebensmitttel einkaufen musste ich dann aber doch in das nahe gelegene Dorf Goudargues. |
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Mitten durch das Städtchen fließt ein Kanal der von beiden Seiten von riesigen Laubbäumen umgeben ist, unter denen sich wiederum kleine Bars angesiedelt haben die zu eimem Café au lait einladen.
2. Tag, 08.06. Goudargues - St. Martin d' Ardèche: 72 km
Die erste heftige Etappe. Die Straße führt noch einige Kilometer durch Cèze-Tal, dann folgt die erste Steigung und gelangt auf der anderen Seite des Höhenzuges nach Barjac. Die erste Enttäuschung dann an der Ardèche: ich hatte geplant in der Nähe von Vallon-Pont-d'Arc auf einem Zeltplatz zu bleiben, hatte aber nicht an die Sonntagsausflügler gedacht. |
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Vor lauter Menschen war kein Wasser mehr im Fluß zu erkennen. Da es erst 13.00 Uhr war, beschloss ich somit weiter nach St. Martin zu fahren... nun ja immerhin, ich bin angekommen, wenn auch mit unangenehmsten Begleiterscheinungen; die sengende Mittagshitze, Steigungen auf der Straße, die oberhalb der Schlucht entlang führt, eine brutale Steigung um überhaupt erst einmal nach oben zu gelangen, zum Schluss keine Erfrischungen mehr... ich hatte mich wohl ein wenig verkalkuliert! Aber wie das so ist, gerade flucht man noch und wenn das Zelt steht und man endlich eine Erfrischung in flüssiger Form in einem der Straßencafes zu sich nehmen kann ist die Welt schon wieder in Ordnung. Übrigens ist St. Martin d' Ardèche ebenfalls ein schmuckes Dörfchen. Wie der Name schon sagt, d' Ardèche, direkt am Ufer des Flusses gelegen, ist es für viele Kanuten Endstation. Idealer Startpunkt für solch eine Tour ist übrigens Vallon-Pont-d'Arc.
3. Tag, 09.06. St. Martin d' Ardèche - Nyons : 65 km
Heute erfolgt der Einstieg in die Provence, das bisherige war nur das Vorspiel. Auf schmalen, wenig befahrenen Straßen aber auch einigen Umwegen gelange ich nach Pont St. Esprit. Hier mündet die Ardèche in die Rhône und wenig später quasi "münde" ich in die Provence. Vorher überquere ich in Pont St. Esprit auf einer sehenswerten alten Brücke die Rhône. Es ist Montag Morgen und es herrscht viel Auto- und LKW Verkehr. Zum Glück sind es nur wenige hundert Meter die ich auf dieser vielbefahrenen Verbindungsstraße, zwischen den beiden Nationalstraßen die jeweils links und rechts der Rhône verlaufen, zurück legen muß. Weiter geht es auf einsamen Sträßlein durch einsame Dörflein wie Mondragon oder Ste. Cécile, die mich immer mal wieder zu einer Cafepause einladen. |
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Zum Glück ist der Aufstieg aus dem Rhône Tal in die Provence hier nicht ganz so heftig. Dementsprechend schnell gelange ich so nach Nyons, einer typischen mittelgroßen Stadt am Rande der Provence. Sehenswert ist hier vor allem die schöne Altstadt, die von einer auf dem höchsten Punkt stehenden alten Kapelle überragt wird. Zu ihr gelangt man über enge Gassen und Treppen - dieser Stadtteil wird auch "Quartier des Forts" genannt. Die Stadt selber liegt am Ufer des Flusses Eygues. Einige Kilometer weiter oberhalb des Flusses haben sich einige Zeltplätze angesiedelt. Das Wasser ist glasklar und schimmert sogar manchmal türkis, nur kalt ist es. |
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Mondragon |
Nyons |
Nyons |
Vaison-la-Romain |
4. Tag, 10.06. Nyons
Der erste Pausentag. Zeit für einige dringende Arbeiten wie z.B. Wäsche waschen oder mal ausführlich und gut kochen. Man glaubt ja gar nicht, zu was solch ein kleiner Gaskocher alles fähig ist, unter der Voraussetzung, dass man selber fähig ist. Heute gibt's Schweinefiletstücke auf Reis mit einer chinesischen Soße, dazu einen bunten Salat, als Nachtisch einen selbstgemachten Obstquark aus Nektarinen und Äpfeln und selbstverständlich, wir sind alle keine Kinder von Traurigkeit, ein bis zwei edle Tröpfchen Rotwein. Nachdem die letzten Tage sehr schwül und drückend waren, ist es heute mal etwas angenehmer um nicht zu sagen die Sonne fehlt aber dafür ist Wind aufgekommen! Nach den neuesten Berechnungen habe ich mich in der Anzahl der Etappen etwas verrechnet, somit muß ich ein wenig umplanen. Morgen geht es somit über Vaison-la-Romain nach Barret-les-Bas.
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5. Tag, 11.06. Nyons - Vaison-la-Romain : 22 km
Kurz und schmerzvoll verlief diese Etappe. Aus den knapp 100 Kilometern wurden gerade mal 22 Kilometer. Schon beim Zeltabbauen habe ich gemerkt, dass irgend etwas nicht stimmt. Die kurze Steigung vom Zeltplatz zur Straße bin ich kaum noch hinauf gekommen. Ich hatte das Gefühl, als wären meine Beine Zentner schwer. Als auf den folgenden Kilometern dann auch noch Gegenwind aufkam, war ich völlig hinübe. Erste Pause: nach 5 Kilometern, zweite Pause 10 Minuten später. Ich weiß nicht was los war aber so konnte ich unmöglich weiter fahren und so quälte ich mich förmlich nach Vaison und fuhr den nächsten Zeltplatz an. Kein schöner Platz! Er wurde neu angelegt und es befinden sich nur einige wenige Bäumchen auf ihm, die keinen Schatten bieten. Der alte Zeltplatz, ein großes Gelände mit großem Baumbestand, wurde vor einigen Jahren von einer Hochwasserflut des Flusses l'Ouvèze völlig zerstört. Die Stadt ist aber immer noch da und immer wieder sehenswert. Sie wird durch den Fluss Ouvèze zweigeteilt. Am linken Flussufer befindet sich auf einem steilen Felshang die Altstadt mit den vielen verwinkelten Gassen, alten Häusern und Brunnen. Am rechten Flussufer gelangt man zum neuen Stadtteil. Straßencafes kleine Fußgängerzonen und vor allem natürlich die "Cite Romain", eine alte Römersiedlung, die wieder ausgegraben wurde befinden sich hier.
6. Tag, 12.06. Vaison-la-Romain - Barret-les-Bas: 72 km
Man hat es in den Beinen oder man hat nicht. Eine Bergetappe ist das ideale Mittel um diese Frage zu beantworten. Ich war wieder gut drauf und die Etappe war wie maßgeschneitert für mich. Eine sehr lange aber nicht steile Steigung auf 890 Meter mit dem provencetypischen Landschaftsbild. |
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Einsame Straßen und wieder verträumte Dörfer, dazwischen grüne und bewaldete Berghänge und immer wieder ein kleiner, glasklarer Gebirgsfluß, der bei dieser Hitze zum baden einlud. Gegen Ende dieser Etappe gab es allerdings doch noch einen kleinen Dämpfer: in Barret gab es keine Verpflegungsmöglichkeit und die nächsten Dörfer waren einfach zu weit entfernt. So musste ich mir meinen Vorrat, vor allem was die Getränke anging, gut einteilen und zu essen gab es auch nur einen Maggie Linsensuppeneintopf aus der Tüte. Aber immerhin habe ich ja bislang Glück bei der Wahl der Zeltplätze. Auch dieser hier in Barret liegt wunderschön und ruhig in einen Wald-Wiesengebiet direkt an einem kleinen Bach.
7. Tag, 13.06. Barret-les-Bas - Digne les Bains: 68 km
Weiter geht es heute auf direktem Kurs zuerst einmal nach Sisteron. Die Straße führt mich durch die wunderschöne "Gorges de la Meouge". Ich war hier schon vor vielen Jahren einmal und wußte somit, wo ich ein petit de jeuner auftreiben konnte. In Sisteron mußte ich dann wohl oder übel einige Kilometer auf der Nationalstraße zurücklegen um auf der nächsten, zum Glück nicht so befahrenen Nationalstraße weiter nach Digne zu gelangen. Dennoch ein schönes Teilstück, da ich parallel zum Fluss Durance fahren konnte. Digne les Bains ist ein reiner Kurort, bekannt durch seine schwefelhaltigen Quellen. Der Name les Bains sagt es bereits,- das Bad, wie in Deutschland z.B. der Kurort Bad Soundsoviel! Und in ein Radrennen bin ich geraten, wenn auch nur als Zuschauer: die Tour de Dauphne - und gewonnen hat so ein rothaariger vom Team Deutsche Telekom glaube ich.
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Damals haben mir diese Namen Jan Ulrich oder Eric Zabel noch gar nichts gesagt. Bei meinem abendlichen Spaziergang geriet ich dann zufällig noch in den Hotelbereich, wo sich die ganzen Profis aufhielten und ich stand plötzlich vor dem Bus und den Fahrern der deutschen Truppe herum. So einfach ist es also an die Elite des Radsports heran zu kommen, nur dumm wenn man es erst hinterher merkt!! Und Digne? Keine besonders schöne Stadt wie ich finde aber eine nette Fußgängerzone gibt es und ganz viel schöne Landschaft drum herum. So steuerte ich zuerst einmal das Dörfchen Ribiers an, welches ca. 7 km vor Sisteron liegt. Ich habe es ein wenig eilig weiter zu kommen, denn das Verpflegungsproblem machte auch vor dem Frühstück nicht halt.
8. Tag, 14.06. Digne les Bains - Les Salles/Verdon: 61 km
Diese Etappe hatte es doch ganz schön in sich. Vor allem der Aufstieg zu "Plateau de Valensole". Nur gut, dass die Sonne nicht ganz so erbärmlich brannte. Heute morgen regnete es sogar kurz in Digne. Mächtig beeindruckend ist der Blick in den Schluchtausgang des Verdon-Flusses. |
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Die nahe am See gelegende Stadt Moustiers Ste. Marie scheint wie in den Fels gemeißelt zu sein. Das Wasser des Sees leuchtet tief türkis. Gerne würde ich einmal mit dem Kajak in die Schlucht hineinfahren. Im Moment jedoch habe ich die Nase voll von jeder überflüssigen Bewegung. Am Sonntag ist wieder ein Ruhetag eingeplant, bevor es auf der nächsten Etappe, die nicht weniger anstrengend ist, nach Greoux les Bains (noch so ein Kurort) bringt.
17.45 Uhr: ich glaube, heute gönne ich mir mal etwas außer Haus zumal ich sowieso nicht eingekauft habe. Im Zeltplatzrestaurant gibt es neben einigen typischen provencialischen Gerichten auch Pizza - genau das richtige heute für mich. Um den "Lac de St. Croix" und das nahe gelegene Dorf Les Salles ist es noch merklich ruhig. Immerhin ist wieder Wochenende. Man merkt, dass diese Gegend dann doch nicht das große Ausflugsziel der Franzosen ist. Bis auf einige sonnenhungrige Badegäste und Surfer.
9. Tag, 15.06. Les Salles/Verdon
Die Pizza von gestern Abend war fast doppelt so groß wie der Teller und leider nur halb so groß wie mein Hunger (haha)! Dafür gab es heute bomben Wetter. Sonne pur und somit war ich heute Vormittag auch einer dieser sonnenhungrigen Badegäste, die faul am Seeufer herum lagen. Den frühen Nachmittag verbrachte ich im Schatten, denn die Sonne brannte wirklich und Wind gab es soviel, dass selbst die Surfer zum Paddel greifen mussten. Am späteren Nachmittag, die Temperaturen waren nun erträglicher, erkundete ich noch die Gegend. Les Salles ist ein kleines Dörfchen und man würde es wohl auf kaum einer Landkarte finden, wenn man nicht irgendwann begonnen hätte eine reine Feriensiedlung daraus zu machen. Also schwinge ich mich auf mein Rad und fahre ins weiter entfernte Moustiers Ste Marie, dem größten Ort am See. |
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Verdonmündung |
Lac de St.Croix bei Les Salles |
Bauduen |
Greoux les Bains |
10. Tag, 16.06. Les Salles/Verdon - Greoux les Bains: 62 km
Wie ich es bereits weise vorausgesagt habe: eine Etappe, die es wieder einmal in sich hatte. Die ersten 30 Kilometer führen mich durch die Ausläufer der Verdon-Schlucht, wobei das Gelände zum Glück immer weiter abfällt. Auf einer wirklich wenig befahrenen Straße durchquere ich die Orte Quinson und Allemagne-en-Provence, bevor es durch wunderschöne und einsame Landstriche mit einer langen Abfahrt direkt ins Zentrum von Greoux geht. Greoux besitzt eine sehenswerte Altstadt oder besser Innenstadt. Cafes und kleine Lädchen schmücken links und rechts die engen Gassen. Aber auch hier merkt man wie bereits vorher in Digne, dass man sich in einem "Bad" befindet. Bevorzugt trifft man auf ältere Menschen, bevorzugt Franzosen, nur wenige Touristen. Selbst der Zeltplatz, ein wenig außerhalb am Verdon-Ufer gelegen, ist fast ausschließlich von Einheimischen bevölkert. |
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Zur Abwechslung wird heute Abend mal wieder selber gekocht; Hackfleisch mit Reis, wen es interessiert. Vorsorglich habe ich etwas mehr eingekauft, da morgen ein Feiertag ist. Ich weiß nur noch nicht wohin mit all den Getränken!
11. Tag, 17.06. Greoux les Bains - Roussillon: 70 km
Gleich die ersten 10 Kilometer in Richtung Manosque gehen so richtig gut los. Und hinter Manosque gesellen sich noch weiter 8 Kilometer dazu. Zum gerechten Ausgleich habe ich auf der anschließenden Abfahrt so viel Gegenwind, dass ich in die Pedalen treten muß. Auf der weiteren ebenen Strecke durchquere ich auf der alten N 100 noch Apt. Sehenswert ist hier unter anderem eine Kathedrale aus dem 12.-14. Jh. Nur wenige Kilometer später folgt dann der Abzweig nach Roussillon. Die Stadt wurde durch die nahegelegenen Ockerfelsen bekannt. Und davon scheint der größte Teil der Bevölkerung zu leben. Roussillon ist eine sehr saubere Stadt. Restaurants, Bars, Souvenier- und Kunstläden säumen den Stadtkern mit den vielen engen Gassen. Bemerkenswert, dass alle, so scheint mir, Häuser aus Ockergestein gebaut sind. Gleich zu Beginn des Ortes kann man den wohl schönsten |
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Steinbruch besichtigen. In der tiefstehenden Abendsonne geben die Felsen markante Lichtspiele und Muster ab.
12. Tag, 18.06. Roussillon - Fontvieille: 70 km
Zitat aus dem Tagebuch: "keine lange Rede und kein langer Text, ich glaube mich hat die Grippe kalt gestellt. Husten und Schnupfen, dazu Halsweh und meine Knochen erst mal... und dazu unzählige Mosquitos - ja da merkt man, dass man sich der Camargue nähert."
Ich habe von dieser Etappe und diesem Ort wirklich nicht viel mitbekommen. Die Strecke führte mich unter anderem durch St. Remy wo man antike Römerausgrabungen bewundern kann.
13. Tag, 19.06. Fontvieille - Les Stes. Maries de la mer: 53 km
Es geht schon wieder bergauf. Ich weiß nicht mehr, wie viele Tempos ich verbraucht und Mosquitos totgeschlagen habe aber heute morgen war alles wie weggeblasen außer den Mosquitos. Die wurden noch mehr, denn leider regnete es bei leicht schwüler Luft in einem Sumpfgebiet... so schnell habe ich mein Zelt noch nie abgebaut. Pünktlich zum verspäteten Etappenstart hörte es dann doch noch auf und sogar die Luft wurde angenehm.
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Sogar in der Camargue, die bekannt für den sogenannten Mistral ist - unter Fahrradfahrern auch Gegenwind genannt - hatte ich dieses Mal Rückenwind. Ich flog förmlich durch Arles und den Rest der Camargue. Die folgenden etwa 32 Kilometer, ich bin sie bestimmt schon 20 Mal vorher gefahren, sind immer wieder beeindruckend. Von Arles kommend fahre ich auf der D 570 über Albaron nach Pioch Badet um von dort auf die weniger befahrene und mittlerweile auch gut ausgebaute D 85 abzubiegen. Zwischen kleineren Seen tauchen immer wieder große Reisfelder auf. |
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Links von mir erstreckt sich bereits der Nationalpark mit dem größten der Seen, dem "Etang de Vaccarés".
14. und 15. Tag, 20.06. - 21.06. Les Stes. Maries de la mer
Ab jetzt heißt es erst einmal Pauuuse! Ich werde mich für eine knappe Woche hier aufhalten, einige Tagesausflüge machen und ein paar Tage nur mal in der Sonne faullenzen. Und schon heute haben es die Sonnengötter gut mit mir gemeint. Bestes Strandwetter - das habe ich mir nach den letzten beiden Tagen auch verdient.
Links und rechts des Ortes befindet sich jeweils ein Strandabschnitt, wovon der östliche Abschnitt sicherlich der wesentlich reizvollere ist, da er vor allem etwa 12 Kilometer lang ist. dazu kommt, daß der Strandabschnitt um diese Jahreszeit noch sehr leer ist. Am folgenden Tag hat sich das Wetter wieder verschlechtert. Es ist stürmisch und von der Sonne findet sich keine Spur. |
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Zeit also für eine Wanderung in die Camargue. Entlang des Strandes oder aber auf der "Digue à la mer", einem etwas höher aufgeschütteten Weg zwischen dem Meer und dem Naturschutzgebiet kann man in östliche Richtung wandern, soweit das Auge reicht. Folgt man dem Weg, so gelangt man nach etwa 7 Kilometern zum "Phare de la Gacholle". Hier befindet man sich bereits mitten im Schutzgebiet. Um diese Jahreszeit trifft man besonders häufig auf Flamingos die sich allerdings meistens in den etwas weiter entfernten Seen der Camargue aufhalten, sinnvoll wäre hier mit Sicherheit ein Fernglas oder eine |
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Kamera mit einem guten Teleobjektiv. Aber nicht nur Flamingos, sondern die seltsamsten Vogelarten findet man hier. Aber am beindruckendsten ist die Ruhe, wenn man außer dem Wind, dem Meer und den verschiedenen Tiergeräuschen nichts anderes mehr hört.
16. Tag, 22.06. Rundtour Les Stes. Maries - Le Grau du Roi - Les Stes. Maries: 86 km
Ja, dieser Tag begann noch finsterer wie der vorherige. Zum Glück fing es erst nach dem Frühstück an zu regnen. Ich machte mich trotzdem auf den Weg, dieses Mal in westlicher Richtung über die D38 entlang der "Petit Rhône" nach Aigues Mortes. Nach etwa 7 Kilometern löste sich schon einmal der Nebel auf. Die Straße ab Montcalm ist wenig berauschend, dafür aber viel befahren. In Aigues Mortes, zu deutsch die "Toten Wasser" hörte es plötzlich ganz auf zu regnen und so langsam kam die Sonne durch. Abgesehen davon, dass die Stadt wunderschön ist, viele Sehenswürdigkeiten und vor allem eine vollständig erhaltene Stadtmauer besitzt, ist Aigues Mortes eine Touristenhochburg sogar um diese Jahreszeit schon. Kitschläden reihen sich in den engen Gassen aneinander und an ein Durchkommen ist vor lauter Touristen nicht zu denken. So genemige ich mir in einem Cafe mitten auf dem alten Marktplatz einen schnellen Café au lait und schwinge mich anschließend wieder auf mein Radel um ins nahe gelegene Le Grau du Roi zu fahren. Oh Schreck, hier tobt der Bär erst richtig! Die Hotels stehen zwar größtenteils noch leer aber es ist Sonntag und die Wochenendausflügler machen auch hier die Gegend unsicher. Trotzdem ist der alte Hafen in der Innenstadt sehr schön. Wie es hier in der Hauptsaison erst zugehen mag? "Port Camargue", einige Kilometer weiter ist mein nächstes und letztes Ziel. Ein reines Touristendorf, welches im Winter völlig ausgestorben ist. Um einem großen Jachthafen reihen sich halbkreisförmig die Hotel- und Apartmentanlagen an, teilweise mit eigenem Bootsanleger. In einiger Entfernung kann ich über das Meer schauend, die Ferienanlage "La grande Motte" sehen. Diese Eindrücke haben gereicht. Ich bin froh, dass ich wieder auf dem Rückweg nach Les Stes. Maries bin. Hier scheint der einzige noch ruhige Fleck in dieser Gegend und um diese Jahreszeit zu sein. |
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Flamingos |
Wanderweg "Digue à la mer" |
Aigues Mortes |
Vogelschwarm |
17. bis 19. Tag, 23.06. - 25.06. Les Stes. Maries de la mer
Da ich in diesen drei Tagen nun nicht mehr all zu viel gemacht habe, genau genommen lag ich nur noch am Strand und hab's den Fischen eingeheizt, könnte ich hier noch ein paar Worte über die Stadt und den Campingplatz erzählen. Übernachtet habe ich auf dem Campingplatz "de la Brise". Er liegt sehr günstig am östlichen Ortsrand und man hat direkten Zugang zum Meer und zum Strand. Seit 1996 oder 1997 besitzt der Platz ein einen abgetrennten Bereich mit einem Pool und einer kleinen Bar in der man auch recht gut Kleinigkeiten essen kann. Hervorragend waren z.B. die Moules mariné wahlweise mit einem Salat oder Pommes Frites. Vor allem aber entfällt endlich das lästige in die Stadt laufen um das morgendliche Baguett einzukaufen. Sehr negativ dagegen ist die Lautstärke. Hier scheint niemanden zu interessieren, dass es auch eine Nachtruhe gibt - es ist teilweise einfach höllisch laut und man muß ein sehr dickes Fell haben. Vielleicht hat sich dies ja im Laufe der vergangenen Jahre geändert aber da es schon immer so war (ich war 1980 zu ersten Mal hier), warum sollte es jetzt anders sein. |
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Man kommt ganz gut klar, wenn man morgens nach dem Aufstehen und Nachmittags nach der Rückkehr vom Strand jeweils der Erste in den Duschkabienen ist! Die sanitären Anlagen lassen überhaupt grüßen. Sie werden zwar mittlerweile dreimal so häufig gereinigt, sind aber trotzdem ständig "versifft".
Vom Campingplatz aus in die Stadt ist es nicht all zu weit. Um Stes. Maries jedoch einigermaßen genießen zu können, sollte man die Vor- oder Nachsaison wählen, also Mai bis Mitte Juni oder September. Dann macht es richtig Spaß durch die engen Gassen zu schlendern, in einem der vielen Restaurants oder Bars in Ruhe etwas zu essen oder zu trinken. Ansonsten prägen flache und helle Häuser und Feriensiedlungen das Stadtbild. Vielleicht noch dieses: ich möchte nicht zu sehr in der Geschichte graben, weil ich hierzu dann noch zwei Seiten schreiben könnte. Jedes Jahr im Mai findet im Ort eine Zigeunerwallfahrt statt. Die Dienerin Sara, die die Zigeuner zu ihrer Heiligen erkoren haben. Das eigentliche Fest beginnt am Vorabend des 24. Mai mit einer Nachtwache in der Krypta der Kirche. Hier werden die Gebeine aufbewahrt. Der Höhepunkt folgt dann am nächsten Tag, wenn die Zigeuner zum Meer ziehen. |
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An der Spitze des Zuges tragen einige Männer zwei Statuen auf ihren Schultern.
20. Tag, 26.06. Les Stes. Maries de la mer - Pont du Gard : 77 km
Die letzten 77 km dieser Tour sind geschafft (14.15 Uhr). Der Wettergott hat es wieder einmal gut mit mir gemeint. Der Himmel ist bedeckt aber es ist windstill. Ab Arles ging es über die D 15 entlang des rechten Rhône-Ufers nach Beaucaire. |
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Einen sehenswerten Blick erhascht man, wenn man sich auf der Brücke befindet, die sich über den Canal du Rhône à Sète befindet. Links und rechts befindet sich ein großer Jachthafen und einige Hausboote überqueren den Kanal. Nur noch wenige Kilometer trennen mich nun vom letzten Etappenziel, dem Pont du Gard. Das Aquädukt aus dem Jahre 19 v. Chr. überspannt den Fluß Gardon. Die Römer erbauten es, um das Wasser der Eure-Quelle von Uzès nach Nimes zu leiten.
Nachdem ich nun auf einem Campingplatz nahe dem Aquädukt mein Zelt aufgeschlagen habe, lasse ich so langsam die vergangenen Wochen an mir vorüberziehen. Mein zu Beginn der Tour entstandener Eindruck ist bestehen geblieben. Es war eine ausgiebige und interessante Tour mit vielen neuen Highlights aber die Provence hat sich eben auch verändert. Aus den ehemaligen Geheimtipps sind Touristenatraktionen geworden und die wirklich ruhigen Orte muß man immer länger suchen. Ein Tag bleibt mir noch um den Urlaub in Ruhe ausklingen zu lassen bevor es gegen Mitternacht mit dem Reisebus zurück geht. Oberhalb der Stadt befindet sich das aus dem 13.-14. Jh. stammende festungsartige Schloß mit einem dreieckigem Wehrturm. |
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