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Reiseberichte |
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Diemel / Weser Tour - 13.07. - 19.07.1999 |
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1. Tag: Diemelstadt/Rhoden - Bad Karshafen (13. Juli - 59 km)
Erste Pause hinter Trendelburg an der Diemel. Mit dem neuen Rad scheint alles viel schneller zu gehen. Deshalb mache ich hier nun auch eine etwas längere Pause. Während ich mir von meiner Bank aus die Burg betrachte, lasse ich mir in Gedanken bereits die vergangenen 43 Kilometer erstmals durch den Kopf gehen. Der ausgeschilderte Radweg führt durch fast unberührte Landschaft, so scheint es. Nur hier und dort trifft man auf eine Landsraße auf welcher ich einige kleinere und größere Städtchen durchquere; der Rest des Radweges führt entlang der Diemel auf getehrten Radwegen und über gut befestigte Waldwege.
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Diemelradweg
Bad Karlshafen
Holzminden
Bodenwerder
kurz vor Rinteln
Rinteln |
In Bad Karlshafen angekommen, schaffe ich es gerade noch mein Zelt aufzubauen, als der große Regen beginnt. Es deutete sich schon den ganzen Nachmittag mit aus der Ferne grollendem Donner und schwül-warmer Luft an. Zwischen den heftigen Regenfällen schaffe ich es noch mutig in die Stadt zu gehen, einzukaufen und einen Kaffee in einem Staßencafe zu trinken. Selbst ist der Mann - und so koche ich in der Abenddämmerung bei anhaltendem Unwetter meine eigenen Kostbarkeiten. Chinesisches Huhn mit Ananas und Bambussprossen, einer Portion Reis und zum Trost eine Flasche weißen Tafelwein! Was soll man bei diesem Wetter sonst noch machen?
2. Tag: Bad Karlshafen - Bodenwerder (14. Juli - 66 km)
Resumé des Tages: Wie gestern schon, habe ich es auch dieses mal wieder geschafft, mein Zelt aufzubauen, bevor der große Regen einsetzte. Solch ein Wetter habe ich ja nur sehr selten auf einer meiner Radtouren erlebt aber noch nie gleich zwei Tage hintereinander! Der Weser Radweg ist genauso schön, wie ich ihn mir vorgestellt habe: ilyllisch und ruhig, fernab aller Straßen radle ich die Weser flußabwärts. Ein lohnenswerter Abstecher ist das barocke Schloss "Corvey" in Höxter. Auf dem weiteren Weg durchquere ich kaum Dörfer und Städtchen. Zu erwähnen sei allerdings noch Holzminden. Um den Marktplatz herum in der Altstadt gruppieren sich etliche kleine Straßencafees und natürlich saß auch ich in solch einem, bei gerade mal wieder vorzüglichem Wetter...
Ganz anders dagegen Bodenwerder. In der Geburtsstadt Münchhausens herscht reger Tourismus. Die Altstadt macht den Eindruck, als würde sie gerade wieder auf alt getrimmt. Kurzum mein Eindruck: Eine Sehenswürdigkeit und eine schmucke Altstadt = Touristen und Geld.
Viel lieber halte ich mich da auf dem Zeltplatz auf. Ich campe in aller erster Reihe am Weser-Ufer. Hier ist es ruhig und ich schaue den Kanu-Urlaubern beim anlegen zu.
3. Tag: Bodenwerder - Bad Oyenhausen (15. Juli - 85 km)
Es ist Hochsommer und ich finde, daß es langsam Zeit für besseres Wetter wird. Nicht daß es mir irgend etwas ausmachen würde, bei Regenwetter Rad zu fahren... und meine Kleidung ist auch schon ganz klamm! Ein Highlight dieser Etappe ist die Durchquerung des Hamelner Industriegebietes, durch das der Weser-Radweg mich führt. Ich habe mich ganz bestimmt nicht verfahren! Manchmal weiß ich einfach nicht, ob ich mich bereits auf einem der vielen Firmengelände befinde. Nach einem letzten Schauer in Hameln wird das Wetter dann doch zunehmend besser - ja ich beginne sogar zu schwitzen! Ich durchquere widerum Felder und Wälder und in einem der zahlreichen Dörfer findet sich endlich Zeit in einem kleinen Bistro die Zeit für eine Mittagspause. Hier scheint man gut auf den Fahrad-Tourismus vorbereitet zu sein, auch preislich (leider)!
Das malerische Städtchen hinter mir gelassen, wird der Radweg zunehmens unangenehmer. Über eine erst schmale, dann breitere Straße und schließlich die Bundesstraße ohne weitere Radwegbeschilderung kämpfe ich mit voran und bin froh als es steil bergauf geht, dafür jedoch endlich wieder auf einem Waldweg. Einige letzte Steigungen und Irrfahrten wegen sehr schlechter Beschilderung und ich erreiche schließlich doch noch das Freizeit- und Erholungsgebiet "Großer Weserbogen" idyllisch inmitten einer Seenlandschaft gelegen. Nach Auskunft des Inhabers soll das Wetter endlich umschlagen und der auch hier lang ersehnte Sommer beginnen. Spontan beschließe ich einen Tag auszuruhen und meine Kleidung und mein Zelt durchzulüften.
4. Tag: Bad Oyenhausen - "Großer Weserbogen" (16. Juli)
Bei sonnigem Wetter werde ich es mir heute einmal gut gehen lassen, denke ich vor dem Frühstück. Während dem Einkauf stelle ich fest, daß mein Geld zur neige geht und so muß ich die Dörfer nach einem Geldautomaten abfahren. Bei dieser Gelelegenheit erkundige ich doch direkt die nähere Umgebung. Ein Sportflugplatz, mehrere kleine Bade-Baggerseen, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal und der Beginn der soundsovielen Mühlentour liegen auf meinem Weg, bevor ich den späten Nachmittag endlich am Campingplatz eigenen Badestrand verbringen kann. |
5. Tag: Bad Oyenhausen - Steinhuder Meer (17. Juli - 72 km)
Das Steinhuder Meer und die umliegenden Campingplätze sind um diese Jahreszeit einfach nur ätzend. Nicht nur, daß sie überfüllt sind und selbst ein einzelner Radfahrer kaum noch einen Platz bekommt, die Campinggäste sind wirklich größten Teils eben so "überfüllt".
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Mittelland-Kanal
Steinhuder Meer
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Es kommt dem nahe, was ich manchmal im Fernsehen über Mallorcas Ballermann-Stimmung sehe. Ich möchte hier keine Antistimmung gegen das Steinhuder Meer machen, die Landschaft ist wunderschön, aber wenn es zur Hauptreisezeit immer so zugeht, war ich bestimmt nur zweimal hier, nehmlich das erste und das letzte Mal! Aber zum Glück war da ja noch die Etappe, auf der ich zu diesem "sagenumwogenen" Fleckchen Erde gelangt bin. Entlang der Weser führt mich endlich wieder ein richtiger Radweg. Ich durchquere Minden und gelange schließlich zum Mittelland-Kanal. Kein offizieller Weg, ausdrücklich heißt es: Betreten auf eigene Gefahr! Aber ich bin nicht der Einzige und es ist angenehm, wieder einmal abseits aller Autos zu fahren. 25 Kilometer kann ich das genießen, bevor ich schließlich weiter landeinwärts auf kleinen Landstzraßen das Steinhuder Meer erreiche. Die Zeltplätze liegen alle auf der gegenüberliegenden Seite, nur hier hat man direkten Zugang zum Wasser. Um dort hin zu kommen wähle ich die etwas ungemütlichere Variante durch das Naturschutzgebiet. Unebene und enge Wanderwege mit viel Personen- und Radverkehr, aber auch seltenen Vögeln und deren Brutstätten machen diese letzten 10 Kilometer zu einem weiteren unvergesserlichen Abenteuer! |
6. Tag: Steinhuder Meer - Hameln (18. Juli - 81 km)
Zeit ist es, die Rückfahrt anzutreten. Ich umrunde das Steinhuder Meer erneut, dieses Mal jedoch andersherum, hätte ich vorher gewußt, daß es auch einen richtigen Weg gibt... Ein frischer und später immer heftiger werdender Gegenwind macht mir an diesem Tag das Leben schwer, zum Glück hält die Sonne tapfer dagenen. Die Fahrt durch das Weser-Bergland macht die Strecke zusätzlich schwer. Auf kleinen Landstraßen und großen Bundesstraßen nähere ich mich schließlich meinem Etappenziel.
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Altstadt von Hameln
Rattenfängerdenkmal
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Hameln enschädigt dann restlos für die Strapazen. Unzählige Sehenswürdigkeiten wie das Hochzeitshaus oder der Rattenfängerbrunnen, aber auch die Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern aus dem Mittelalter sind zu bewundern. Hameln zeigt sich heute im Gegensatz zu vor 3 Tagen von einer ganz anderen Seite. Aber es ist Sonntag und ein Höllenfolk auf den Beinen und so begebe ich mich rasch wieder auf den Zeltplatz und später ins zeltplatznahe grieschiche Restaurant um den schönen und erfolgreichen Tag zu begießen und mit einem abendlichen Dinner zu beenden.
7. Tag: Hameln - Höxter (19. Juli - 67 km)
Zu dieser Etappe gibt es nicht mehr so viel zu erzählen; es ist der gleiche Streckenverlauf wie auf der Hinfahrt bereits (2. Tag). Das Ende dieser Tour kam jedoch abrupt und etwas unerwartet, denn es plagten mich seit dem sechsten Tag erhebliche Rückenprobleme.
Auf den letzten 30 Kilometern dieser letzten Etappe mußte ich alle 5 Kilometer eine Pause einlegen und so rettete ich mich noch bis Höxter um mich vom Schloss abholen zu lassen. Das Problem war das Reiserad, welches neu und noch nicht optimal eingestellt war. Der Lenker war einfach zu tief und ich saß wie ein Rennradfahrer sehr umbequem auf dem Rad, so daß ich sämtliche Stöße durch Schlaglöcher etc. mit den Schultern und dem oberen Rückenbereich auffangen mußte. |
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