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Reiseberichte |
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Dänemark: Lolland, Falster, Møn, Seeland - 23.07. - 30.07.2010 |
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Es hat sich in den letzten Monaten wieder jede Menge beruflicher und auch privater Stress angesammelt, der nun bei dieser Radtour, die ja eigendlich schon im ver- gangenen Jahr statt finden sollte, wieder abgebaut werden sollte. Viele Monate habe ich nach meinem Unfall getestet, welche Sitzposition wohl die beste für mich ist. Ich habe mich dann vor zwei Monaten für einen höheren Lenker und neue ergonomische Griffe entschieden. |
Ich so sitze nun aufrechter. So wird die rechte Schulter entlastet. Probleme gibt es auch beim schlafen. So kann ich nicht mehr gut auf der rechten Seite liegen und mit der neuen Thermomatratze wird es vermutlich nicht entscheident besser. So, jetzt hab' ich genug geheult, los geht's: mein Auto habe ich auf einem Bauernhof nahe des Fährhafens abgestellt, es sind noch ca. 3 km Radweg, die sollten zu schaffen sein um pünktlich um 9.45 auf der Fähre zu sein.
Freitag, 23.07.2010, Puttgarden - Rødbyhavn - Nysted , 57 km
Überpünktlich um 9.15 Uhr legt die Autofähre in Puttgarden ab, um eine halbe Stunde später wieder in Rødbyhavn anzulegen. Ein strahlend blauer Himmel und eine strahlende Sonne erwarten mich in Dänemark. Hier in Rødbyhavn beginnt nach diversen kleinen Bögen, die mich aus dem Hafengelände führen, direkt der Radweg Nr. 38. Es ist ein gut zu befahrener Schotterweg, der direkt an der Küste entlang führ. Entlang einer Ferienhaussiedlung und einigen kleinen Badebuchten führ mich mein erstes Tagesziel zum Leuchtturm Hyllekrog. Er liegt in einem Naturschutzgebiet. Die Piste dorthin ist leider so versandet, dass ich die letzten 3 kim ohne Rad zurück legen muss. Ich passiere seltene Planzen und diverse Nistplätze einheimischer Vögel. Nach ca. 90 Minuten hat der Ausflug ein Ende. Auf einsamen Strassen kann ich den Stress der vergangenen Wochen schnell hinter mir lassen.
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Es stellt sich eine gewisse Leehre in meinem Kopf ein und ich schalte vollkommen ab. Das letzte, an was ich mich nach der Tour erinnere, ist die Nachrichtenmeldung, das Alberto Contador 8 Sekunden Vorsprung auf Andy Schleck hat und ihm der Sieg der Tour kaum noch zu nehmen sei. Meine Tour beginnt allerdings erst: immer wieder bieten sich liebliche und romantische Ausblicke über kleine Buchten und Häfen auf die Ostsee. Immer noch auf dem Radweg N. 38 gelange ich nach 57 km nach Nysted, einem kleinen Hafenstädtchen mit einem beachtlichem Segelboothafen. Der malerische Ort besteht fast ausschließlich aus alten Fachwerkhäusern. Der Zeltplatz befindet sich außerhalb der Stadt auf einer kleinen Landspitze.
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Direkt am Camping grenzt eine Ferienhaussiedlung und ein Badestrand an. Heute Abend jedoch haben bei etwas drückenden Temeraturen die Mücken leichtes Spiel. Unzählige Mücken erschweren das Aufbauen des Zeltes und bevor ich im Zelt bin, haben sich bereits hunderte dieser Tierchen unter meinem Vorzelt versammelt. Doch oh Wunder, ich habe keinen einzigen Stich abbekommen.
Samstag, 24. 07.2010, Nysted - Gedser - Ulslev, 78 km
Heute Morgen waren dann alle Mücken fort. Nachdem ich wieder alles startklar verladen habe, kann ich an einem angrenzenden Pickniktisch in aller Ruhe frühstücken und einen Kaffee genießen. Das Wetter ist wieder sehr gut und so mache ich mich gut gestärkt auf die zweite Etappe. Auf dem Radweg Nr. 38 geht es zu meinem ersten Ziel: Nykøbing. Der Radweg führt teilweise direkt an der Hauptstrasse entlang, lässt sich aber trotzdem recht gut fahren. Das Wetter scheint etwas umzuschlagen und so lasse ich Nykøbing links liegen um von nun an auf dem Radweg Nr. 8 entlang des Guldborg Sunds nach Gedser zu fahren. Auf einsamen Wegen erreiche ich schließlich Gedser, Fährhafen für alle Rostock-Reisenden. Hier am Hafen schaue ich mir bei einem Fischbrötchen das Einlaufen einer Autofähre an.
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Weiter geht es bei zunehmendem Gegenwind zur Gedser Odde, dem Standpunkt eines weiteren Leuchtturms. Hier ändere ich meine Fahrtrichtung erneut und nun kommer er mir (der Wind) stramm von vorne.Ab Gedesby fahre ich auf dem Radweg Nr. 40 dürch ein langes Waldgebiet. Ein sehr schöner Streckenabschnitt, den man viel besser genießen könnte, wenn hin und wieder auch mal ein Hinweisschild auf den Radweg folgen würde. So irre ich fast 20 Minuten auf einem Weg von dem ich vermute, dass es der Richtige ist, durch den Wald. Ich orientiere mich nur noch an der Himmelsrichtung und versuche ans Meer zu gelangen. Schließlich ist es geschaft. An einer ca. 10 km langenferienhaussiedlung kehre ich zurück in die Zivilisation. Heute, am Samstag ist gerade Wechsel in den Ferienhäusern und es ist schier die Hölle los.
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Strandabschnitt bei Marielyst |
So kenne ich Dänemark garnicht. Erst hinter Marielyst entspannt sich die Lage wieder. Einige Steigungen und Windstärken weiter erreiche ich schließlich Ulslev mit seinem Campingplatz. Aus dem Gegenwind ist mitlerweile ein kleiner Sturm geworden. Ich schaffe es gerade noch, dass Zelt aufzubauen, als ein kräftiger nur 2 Minuten dauernder Schauer auf mich herunter prasselt. Ich schaffe es gerade noch, mein Gepäck und mich in Sicherheit zu bringen. Ich glaube, heute sollte ich mein Zelt noch mit eineigen Sturmleinen sichern. Nach einer anständigen Dusche gibt es heute Abend Chinesich süß-sauer mit gebratenem Schweinefleisch. Mit einem Strandspatziergang beende ich den heutigen Tag.
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Der Mann mit dem Hammer... |
Sonntag, 25.07.2010, Ulslev - Møns Klint, 71 km
Auch der heute Tag ist wieder überschattet von heftigen Gegenwind. Zuerst aber führt mich der Radweg zwischen Ulslev und Hesnæs fast ausschließlich auf einem sehr gut zu fahrenden Weg durch ein Waldgebiet. Die ersten Kilometer davon direkt entlang der Ostsee. Zwischen Næsgard und Stubbekøbing trift es mich aber dann doch hart. Flaches Land mit einigen kleinen Hügeln, kein Windschutz und heftiger Gegegenwind zwingen mich dazu, die Etappe ab Bogø, welches ich ab Stubbekøbing mit der Fähre erreriche, etwas abzukürzen. So verlasse ich den Radweg Nr. 8 u. 9 und fahre entlang der sehr viel befahrenen Hauptstrasse über Stege direkt zu den Møns Klint.
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Am heutigen Sonntag, so scheint es mir, ist ganz Dänemark mit den Autos unterwegs. Aber die 15 km Streckenersparniss haben sich schon gelohnt. Nachdem ich mein Zelt auf einem ruhigen Teil des Campingplatzes aufgebaut habe, mache ich mich noch einemal ohne Gepäck auf den Weg nach Klintholm Havn. Hier an der Küste erhasche ich einen ersten Eindruck von den Møns Klint, wo ich bereits im Alter von ca. 5 Jahren einmal am Ufer gespielt habe.
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Stark frequentierte Strasse vor Stubbekøbing |
Hafeneinfahrt auf der kleinen Insel Bogø |
Montag, 26.07.2010, Møns Klint
Pause!! Die habe ich mir verdient. Der Wind der vergangenen 2 Tage hat mir gewaltig zugesetzt. Heute Morgen, nach einem wiederum ausgiebigen Frühstück, geht es zum Leuchtturm Hellohavn Nakke. Er steht hoch oben am Rand der Klints direkt am Steilufer. Auf dem Rückweg statte ich dem Liselund Slot einen Besuch ab. Antoine de la Calmette war Amtsmann auf der Insel Møn. Im Jahre 1790 erschuf er zusammen mit seiner Frau Lisa den Liselund Park, welcher den Namen seiner Frau trug.
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Zurück am Campingplatz mache ich mich auf den 10 km langen Wanderweg zu den Møns Klint und zurück. Nach 2,5 km erreiche ich über einen Waldweg das Klint Geo-Center. Diese riesengrosse Besucheranlage informit den Interessierten umfangreich über die Geschichte der Møns Klint. Man kann aber auch nur, so wie ich, einen Milchkaffee auf der Terasse trinken und sich dann auf den Weg machen, um die Klints von ober und von unten zu bewandern.
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Møns Klint: der Auf- bzw. Abstieg |
Über einen Holzsteg und eine Holztreppe gelange ans Steilufer Vom Geo-Center wandert man in nördlicher Richtung und kann eine tolle Aussicht am mit 128 Metern höchsten Punkt Dronningestolen genießen. Früher hatte die Felskannte die Form eines Stuhls. Laut einer Sage saß hier die Königin des Kreidefelsenkönigs und schaute übers Meer, wenn der König auf Reisen war. Daher der Name Dronningestolen - Stuhl der Königin. Kennen wir nicht auch den Königsstuhl auf Rügen? Weiter führt der Weg entlang weiterer spektakulärer Ausblicke zur Treppe bei Røde Udfald. Unten angekommen, folgt man dem Strand in südliche Richtung. Man überquert große Gebiete abgelagerten Feuersteins. Zwischen der Treppe beim Geo-Center (Maglevands Fald) kann man sich auf die Suche nach Fossilien machen. Über die 494 Stufen der Grårygtreppen gelangt man wieder hinauf in den Wald und zurück zum Geo-Center. Und die letzten 2,5 km gehe ich gemütlch zum Campingplatz zurück.
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Dienstag, 27.07.2010, Møns Klint - Rødvig, 95 km
Nach der gestrigen Pause geht es heute wieder richtg zur Sache. Der Wind war kaum noch spürbar und so verleuft die heutige Etappe recht ruhig. Bis Stege geht es ca. 17 km nur bergab und ist in 10 Minuten erledigt. In Stege, einer altertümlichen Stadt, rüste ich Proviant nach und gönne mir einen Kaffee. Der Radweg Nr. 9 führ entlang einer sehr viel befahrenen Hauptverkehrsstrasse. Über die Brücke, die den Ulf-Sund überspannt verlasse ich die Insel Møn und gelange nach Seeland.
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Stege, die Stadt ist festlich geschmückt |
Weiter geht es auf dem Radweg nach Præstø. Vorher mache ich noch einen kleinen Abstecher nach Roneklint, wo sich noch ein kleiner unscheinbarer Leuchtturm befindet. Das Wetter schlägt ganz plötzlich um! Ab Præstø fahre ich auf eine tief violette Wolkenwand zu, die ich auf dem weiteren Weg nach Faxe Ladeplads leider noch streife. Meiner Regenbekleidung kommt erstmals zum Einsatz. Der Rest der Strecke verläuft wenig spektakulär. Einige Hügel säumen den Weg aber auch diese sind leicht zu bewältigen. Zum Glück hat der Regen wieder aufgehört und so kann ich mein Zelt im trockenen aufbauen. Wenige Kilometer von familienfreundlichen Campingplatz entfernt gibt es einen Supermarkt, wo ich Verpflegung für den bevorstehenden Abend organisieren kann. Es gibt tiefgefrorene Scholle mit Reis und etwas Obst. Getränke, Wasse und Saft, sind die wichtigsten Lebensmittel in diesen Tagen.
Durch eine Ferienhaussiedlung suche ich mir einen Weg, der mich noch einmal zur Küste mit Blick auf die Stevns Klint bringt.
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Mittwoch, 28.07.2010, Rødvig - Stevns Klint - Vordingborg, 77 km
Stevns Klint ist der Umkehrpunkt der diesjährigen Tour. Bei strahlend blauem Himmel tront der Leuchtturm über den Klints. Hier wurde ich kleines Museum geschaffen. Man kann das Leuchtturmwärterhaus besichtigen, einen Blick ín das ehemalige Laternenhaus werfen oder sich handschriftliche Aufzeichnungen anschauen und man kann natürlch den eigentlichen Leuchtturm besichtigen.
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Der Rückweg nach Præstø verläuft auf dem gleichen Weg, wie ich ihn gestern gekommen bin. Nur ist das Wetter heute besser. Aus welchen Grund auch immer bin ich völlig ausgepowert und der kleinste Hügel wird zur Qual. Der Wind kommt mir dabei sehr entgegen. Ab Præstø fahre ich durch das Landesinnere hinüber zur Nordküste. In Ørslev gelange ich jedoch auf eine viel befahrene Schnellstrasse und so werden die letzten 5 km nach Vordingborg zur Tortur. Eine lange Steigung begleitet von üblen LKW-Abgasen lassen mich schier verzweifeln. Jetzt mus ich nur noch die Stadt durchqueren um zum Campingplatz zu gelangen, der sich am anderen Ende befindet. Nach dem Aufbauen des Zeltes gönne ich mir eine heiße Dusche. Das heiße Wasser weckt langsam wieder die Lebensgeister in mir. Nach einem kleinen Spaziergang am Strand muss ich mich jedoch schon wieder sputen, denn das Wetter scheint umzuschlagen. Das Zelt wir wieder mit Sturmleinen nachgesichert. Es reicht gerade jetzt gerade noch zum Kochen und spülen als schließlich ein Sturm den Regen über mein Zelt peitschen lässt. Dieses Naturereignis wird mich die gesammte Nacht begleiten und es gibt nur noch sehr wenige zwingende Gründe, das Zelt zu verlassen.
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Bademöglichkeit bei Vordingborg |
Donnerstag, 29.07.2010, Vordingborg - Rødby - Puttgarden, 73 km
Lange liege ich wach im Zelt und denke drüber nach ob ich heute wirklich fahren soll oder doch lieber noch einen Tag in Vordingborg verweilen soll. Ich frühstücke gemeinsam mit anderen Radreisenden unter einem großen Partyzelt. Der Sturm hat etwas nachgelassen, es regnet nicht mehr und durch die Wolkenlücken schimmert sogar etwas blauer Himmel. So geht es nun doch heute Morgen weiter. Wie stürmisch es aber wirklich ist, merke ich auf der 3 km langen Storstrømsbrogn. Ich kann mich kaum auf dem Rad halten und muß ganz mit dem Fahren aufhören, als mir diverse Radtrourer mit schwerem Gepäck entgegen kommen.
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Die nicht enden wollende Brücke über den Storstrøm |
Nun peitscht auch wieder der Regen von allen Seiten auf mich ein, zum Glück aber mehr von schräg hinten. Eine erste Kaffeepause mache ich am Hafen von Guldborg. Für 10 Kronen so viel Kaffee wie man möchte! Weiter geht es bei schlechtem Wetter auf dem Radweg Nr. 7 entlang der vielbefahrenen Schnellstrasse nach Sakskøbing.
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Die ehemalige Bahntrasse von Maribo nach Rødbyhavn |
Nichts neues auf der Weiterfahrt nach Maribo. Hier jedoch lockert der Himmel so langsam ein wenig auf. Ab Maribo führt mich der Radweg durch ein 1100 ha grosses Seengebiet und später auf der Trasse der ehemaligen Eisenbahnlinie zwischen Maribo und Rødbyhavn. Ich durchquere auf der Weiterfahrt die Orte Holeby und Rødby, Früher konnte man mit dem Schiff bis Rødby fahren. Zu besichtigen gibt es in dem Städtchen eine alte Kirche aus dem Jahre 1225 und einige alte Handelshäuser.
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Fährhafen Puttgarden am Abend |
Das Wetter wird immer besser. Es sind kaum noch Wolken am Himmel. Eigentlich gut - aber: in Maribo habe ich 6 Päckchen salzige Butter gekauft, die nun bei der jetzigen Sonneneinstrahlung zu schmelzen drohen. Am Fähranleger muss ich noch 30 Minuten in der prallen Sonne auf die Einschiffung warten. Es ist bereits halb sechs, als ich in Puttgarden ankomme, zu spät um noch nach Gammendorf auf den Campingplatz zu fahren. So beschließe ich den nächstbesten Platz bei Puttgarden anzufahren.
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Weitere Infos zur Tour:
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